2. 3. 2. Archive

2. 3. 2. Archive admin Mi., 20.06.2012 - 19:53

In Archiven werden Schrift-, Ton- und Bildquellen gesammelt, aufbewahrt, erschlossen und vermittelt. Sie werden von Behörden, Unternehmen, Vereinen, Stiftungen und anderen privaten Institutionen, Familien oder Einzelpersonen unterhalten.

In diesem Kapitel werden zuerst die Suche nach dem passenden Archiv und die Suche nach Archivalien innerhalb eines Archivs beschrieben. Im zweiten Teil werden die öffentlichen Archive der verschieden politischen Ebenen sowie zentrale thematische und Spezialarchive vorgestellt.

2. 3. 2. 1. Suche nach dem passenden Archiv

2. 3. 2. 1. Suche nach dem passenden Archiv admin Do., 20.05.2021 - 14:42

Um Quellen für ein Forschungsvorhaben zu finden, müssen in einem ersten Schritt die passenden Archive ausfindig gemacht werden. Hierfür ist es wichtig, die Zuständigkeiten der Archive zu kennen. Die Archive geben auf ihren Webseiten Auskunft über ihre Bestände.

  • Das Verzeichnis schweizerischer Archive – zusammengestellt vom Verein der Schweizerischen Archivare und Archivarinnen – gibt einen Überblick über die schweizerische Archivlandschaft.
Ein einfacher Einstieg in die Archivsuche bieten zudem Meta-Datenbanken, in denen die Bestände mehrerer Archive gleichzeitig durchsucht werden können. Für die Schweiz empfehlen sich hierzu:
  • Archives Online führt die Bestände zahlreicher Kantons-, Stadt- und Spezialarchive sowie der Nationalbibliothek und weiterer Institutionen zusammen.
  • swisscollections bietet einen Sucheinstieg zu historischen und modernen Sammlungen in Schweizer Bibliotheken und Archiven.
  • arCHeco liefert einen Überblick über die in der Schweiz und in Liechtenstein erhaltenen Wirtschaftsakten und bietet ein Online-Verzeichnis von Unternehmensarchiven und anderen Wirtschaftsbeständen, die in öffentlichen und privaten Archiven der beiden Länder aufbewahrt werden.
  • Memobase.ch ist das Such- und Zugangsportal von Memoriav, dem nationalen Kompetenzzentrum für das audiovisuelle Erbe der Schweiz. Memobase dient der Bündelung aller Bild- und Tonbestände der an Memoriav beteiligten Gedächtnisinstitutionen.
  • In den Kirchlichen Beständen in schweizerischen Archiven sind insbesondere auch Bestände erfasst und beschrieben, die heute nicht mehr bei ihrem ursprünglichen Archivträger aufbewahrt werden.
  • Das Webportal Arbeiterbewegung.ch erleichtert den Zugang zu den Quellen der schweizerischen Arbeiterbewegung, in dem es Bestände aus verschiedenen Archiven zusammenführt.

2. 3. 2. 2. Suche im Archiv

2. 3. 2. 2. Suche im Archiv admin Do., 20.05.2021 - 14:49

In Archiven lagern Quellen, von denen es in der Regel nur wenige, oft sogar nur ein einziges Exemplar gibt. Archivalien können deshalb nicht ausgeliehen werden und müssen vor Ort im Lesesaal konsultiert werden. Um ein Dokument in den Lesesaal bestellen zu können, muss mit Hilfe der Findmittel die Signatur des Dokuments ermittelt werden.

Bei der Suche nach Archivalien innerhalb eines Archivs gilt es zu beachten, dass die Strukturen und Ordnungen der Archive historisch gewachsen sind. Während Bestände im 19. Jahrhundert oft nach dem Pertinenzprinzip geordnet wurden, also nach Sachgebieten oder seltener auch nach Dokumententypen, folgen neuere Bestände dem Provenienzprinzip, d.h. sie sind nach ihrem Entstehungszusammenhang angelegt. In diesem Fall muss man sich also fragen, welche Personen oder Institutionen interessante Quellen produziert haben könnten.

In den letzten Jahren wurden viele Angebote zur Online-Recherche in Archiven geschaffen, die laufend weiter ausgebaut werden: Die meisten Archive stellen ihre Inventare oder sonstige Findmittel in Datenbanken online zur Verfügung, sodass die Archivbestände im Voraus durchsucht und interessante Unterlagen schon vor dem Archivbesuch vorgemerkt oder bestellt werden können. Manche Archive stellen ihre Dokumente sogar online zur Verfügung. Das Schweizerische Bundesarchiv z.B. digitalisiert auf Bestellung analoge Dossiers.

Zielführend für die Suche nach Beständen ist auch die Kontaktnahme mit den zuständigen Angestellten der Archive. Sie geben Auskunft über die vorhandenen Bestände, ihre Zugänglichkeit sowie die Recherchemöglichkeiten vor Ort oder im Internet.

Einige Akten unterliegen einer Schutzfrist und können erst eine gewisse Zeit (in der Regel 30 Jahre) nach ihrer Entstehung eingesehen werden. Akten über Personen sind aus Personenschutzgründen nicht oder nur mit einer Einsichtsbewilligung zugänglich. Privatarchive sind zudem nicht verpflichtet, ihr Archivgut öffentlich zugänglich zu machen.

2. 3. 2. 3. Öffentliche Archive (Gemeinden, Kantone, Bund)

2. 3. 2. 3. Öffentliche Archive (Gemeinden, Kantone, Bund) admin Di., 17.07.2012 - 11:20

Die analogen und digitalen Akten der öffentlichen Organe werden in kommunalen, kantonalen und nationalen Archiven aufbewahrt.

In den Gemeinde- und Stadtarchiven wird das Archivgut der kommunalen Verwaltung und ihrer Rechtsvorgänger aufbewahrt. Hier finden sich beispielsweise die Zivilstandsregister, die Rechnungsführung und die Protokolle der politischen Behörden. In manchen Gemeinden und Städten werden die teilweise viel weiter zurückreichenden Pfarrarchive und die Archive der Bürgergemeinden separat aufbewahrt.

In Kantonsarchiven - oft auch Staatsarchive genannt – werden alle offiziellen Dokumente der Kantone seit dem Mittelalter aufbewahrt. Da es die Schweiz als Staat erstmals mit der Helvetischen Republik von 1798 gab, befinden sich zudem auch alle Dokumente zur alten Eidgenossenschaft verstreut in den verschiedenen Kantonsarchiven. Neben den amtlichen Dokumenten finden sich in Kantonsarchiven auch private Nachlässe.

Archive der Kantone

Die vom Bund und bundesnahen Betrieben produzierten Akten werden in verschiedenen Archiven aufbewahrt.

  • Das Schweizerische Bundesarchiv (BAR) bewertet, sichert, erschliesst und vermittelt archivwürdige Unterlagen der Schweizerischen Eidgenossenschaft ab 1798, also seit Beginn der Helvetischen Republik.
  • Die Schweizerische Nationalbibliothek beherbergt verschiedene Archivbestände, darunter das Schweizerische Literaturarchiv und die Graphische Sammlung.
  • Die Schweizerische Nationalphonothek sammelt und dokumentiert Tonträger, deren Inhalte einen Bezug zur Geschichte und Kultur der Schweiz haben, sowohl musikalische wie gesprochene Dokumente.
  • Die Cinémathèque Suisse sammelt, konserviert, restauriert und erschliesst das Filmgut der Schweiz. Es umfasst neben Filmen auch Bilder und Printmedien.
  • Das Archiv der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bewahrt die Aktenbestände zur schweizerischen Geld- und Notenbankpolitik auf.

2. 3. 2. 4. Thematische und Spezialarchive

2. 3. 2. 4. Thematische und Spezialarchive admin Di., 25.05.2021 - 08:26

Spezialarchive sammeln und bewahren Bestände und Quellen aller Art zu bestimmten Sachgebieten. Häufig sind sie Aufbewahrungsort von Archivgut und historische Dokumentationsstelle in einem.

Zu den wichtigen thematischen Archiven der Schweiz gehören:

  • Das Schweizerische Sozialarchiv (SSA) dokumentiert die soziale Frage, soziale Bewegungen und den gesellschaftlichen Wandel mit dem Schwerpunkt Schweiz.
  • Das Archiv für Agrargeschichte (AfA) ist ein virtuelles Archiv, das Quellen aus dem Agrar-und Ernährungsbereich erschliesst und an bestehende Archive vermittelt, selber aber nur wenige aufbewahrt.
  • Die Gosteli-Stiftung betreibt ein Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung und dient als Aufbewahrungsort für Quellen der Frauengeschichte.
  • Das Archiv für Zeitgeschichte (AfZ) sammelt Schrift-, Ton- und Bilddokumente aus privatem Besitz zur Geschichte der Schweiz vom späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart, insbesondere zu den drei thematischen Schwerpunkten Politik, Wirtschaft und Geschichte der Juden in der Schweiz.
  • Das Archives contestataires archiviert die Bestände zahlreicher sozialer Bewegungen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, darunter Gruppierungen zum Antimilitarismus, zu Patientenrechten und zum Antiimperialismus, aus der Anti-Atomkraft-Bewegung und studentischen Organisationen.
  • Das Schweizerische Wirtschaftsarchiv (SWA) dokumentiert die Wirtschaftsentwicklung und Wirtschaftspolitik der Schweiz und sichert Archive der privaten Wirtschaft.
  • Das Centre international de recherches sur l’anarchisme (CIRA) sammelt alle Arten von Dokumenten zur Bewegung, der Geschichte und den Ideen des Anarchismus.
  • Das Collège du travail archiviert und erschliesst Bestände, Plakate, Fotografien, Selbstzeugnisse und andere Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung und der Arbeiterklasse in Genf.

2. 3. 2. 5. Institutions-, Unternehmens- und Privatarchive

2. 3. 2. 5. Institutions-, Unternehmens- und Privatarchive admin Di., 25.05.2021 - 08:57

Neben den Archiven der Behörden gibt es zahlreiche Archive von Stiftungen, Verbänden, Vereinen, Unternehmen, Firmen sowie Familien und Privatpersonen. Nicht alle diese Archive bzw. nicht all ihre Bestände sind öffentlich zugänglich.

Zu den Institutions- und Unternehmensarchiven, die Teile ihrer Bestände auch online verfügbar machen, gehören unter vielen anderen:

  • Das Archiv des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) sammelt und konserviert die Dokumente des IKRK und stellt sie der Öffentlichkeit zur Verfügung.
  • Im Archiv der SRG SSR werden Radio- und Fernsehsendungen aus allen Landesteilen der Schweiz aufbewahrt.
  • Das Bildarchiv der Basler Mission besitzt eine sehr grosse Sammlung von Fotografien aus der Zeit von 1860 bis 1950. Die Bilder betreffen vor allem die historischen Tätigkeitsgebiete der Basler Mission in Afrika und Asien.
  • Das Konzernarchiv der Georg Fischer AG beinhaltet grosse Bestände an Bildern, Berichten und Zeitschriften, die auch online verfügbar sind.
  • Im Hochschularchiv und in der Bibliothek der ETH Zürich werden die Dokumente aus der Verwaltung, wissenschaftliche Privatnachlässe und Dokumentationen zur Wissenschafts- und Hochschulgeschichte sowie ein umfassender Bildbestand aufbewahrt.
  • SBB Historic führt die Archive der SBB und ihrer Vorgängerbahnen und verfügt über vielfältige Sammlungen, die die Geschichte der Eisenbahn in der Schweiz dokumentieren.
  • Das PTT-Archiv bewahrt Originaldokumente aus der Zeit seit der Gründung der Eidgenössischen Post im Jahre 1849 bis zur Privatisierung der PTT-Betriebe und ihrer Aufteilung in die beiden Unternehmen «Die Schweizerische Post» und «Swisscom AG» Ende 1997 auf.
  • Die Fotostiftung Schweiz betreut neben einer umfangreichen Sammlung zur Fotografie in der Schweiz ab 1840 auch Archive und Nachlässe zahlreicher Fotografinnen und Fotografen.