2. 2. Literaturrecherche

2. 2. Literaturrecherche admin Mo., 16.07.2012 - 16:02

Jede wissenschaftliche Arbeit baut auf der bestehenden Forschungsliteratur, auch Fachliteratur genannt, auf. Sie bietet Orientierung bei der Erarbeitung eines Themas. Zudem müssen die eigenen Überlegungen und die Auswertung von Quellen immer in die bestehende Forschungsliteratur eingebettet sein. Neuere Fachliteratur ist dabei besonders wegweisend.

In den folgenden Kapiteln wird zuerst erklärt, was Forschungsliteratur ist und welche Publikationsformen es gibt. Anschliessend wird erläutert, wo nach den verschiedenen Publikationsformen recherchiert werden kann. Bei den vorgestellten Katalogen, Datenbanken und Portalen handelt es sich jeweils um eine Auswahl, wobei der Fokus auf Angeboten aus der Schweiz liegt.

2. 2. 1. Forschungsliteratur

2. 2. 1. Forschungsliteratur jan Di., 28.10.2014 - 15:59

Als Forschungsliteratur wird die Publikation von wissenschaftlichen Forschungsergebnissen bezeichnet.

Ausgangspunkt von geisteswissenschaftlichen Publikationen bilden eine oder mehrere Fragestellungen, die im Laufe der Studie beantwortet werden. Dabei muss die Argumentation nachvollziehbar und überprüfbar sein.

Die Resultate historischer Forschung werden in verschiedenen Formen publiziert. Die wichtigsten Formen sind:

  • Monografien sind Bücher, die ein Thema systematisch und (möglichst) vollständig behandeln.
  • Aufsätze und Artikel sind kürzere wissenschaftliche Studien, die neue Forschungsresultate präsentieren und in Sammelbänden oder Fachzeitschriften publiziert werden.
  • Sammelbände enthalten Aufsätze mehrerer Autorinnen und Autoren zu einem Thema, die meist durch eine überblickende Einleitung der Herausgeberschaft zusammengehalten werden.
  • Rezensionen sind kritische Besprechungen einer oder mehrerer Publikationen, die in Zeitschriften oder auf Rezensionsportalen publiziert werden.
  • Fachzeitschriften erscheinen regelmässig und beinhalten Aufsätze, Debattenbeiträge, Rezensionen und so genannte Miszellen, d.h. kleinere Beiträge zu aktuellen Forschungsprojekten oder nennenswerten Detailfragen.

In der eigenen wissenschaftlichen Arbeit muss die verwendete Forschungsliteratur immer ausgewiesen werden, damit die Grundlage der Argumentation und die Forschungsleistungen anderer erkennbar sind.

Wer Thesen, Argumente und Interpretationen anderer Autorinnen und Autoren in den eigenen Text aufnimmt, ohne die entsprechenden Quellen und Literatur auszuweisen, begeht ein Plagiat. Plagiate werden von allen Universitäten sanktioniert.

Eine ausführliche Anleitung zum wissenschaftlichen Belegen bietet:

Luther, Johannes; Marietta, Meier: Kompass Geschichtsstudium, Historisches Seminar Universität Zürich, Zürich 02.12.2020, S. 54 - 62. Online: <https://www.hist.uzh.ch/de/studium/Studienrelevante-Dokumente/kompass.html>.

2. 2. 2. Bibliotheken

2. 2. 2. Bibliotheken admin Mi., 20.06.2012 - 19:53

Den einfachsten Einstieg in die Literaturrecherche bieten die Universitätsbibliotheken. Hier finden sich gedruckte, audiovisuelle und digitale Publikationen. Universitätsbibliotheken stellen darüber hinaus auch bibliografische Datenbanken zur Verfügung und beraten bei allen Fragen zur Literaturrecherche und -beschaffung.

Die Websites der Universitätsbibliotheken bieten Online-Zugang zu:

  • ihrem Bibliothekskatalog, in dem die Bücher, gedruckte Zeitschriften und weitere Medien verzeichnet sind
  • der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek, einer Plattform mit Online-Zeitschriften
  • Datenbanken mit wissenschaftlichen Artikeln, Bibliographien oder auch audiovisuellen Inhalten
  • Spezialangeboten wie Archivbestände, retrodigitalisierte Bücher und Zeitschriften, Online-Ausstellungen usw.

Jede Bibliothek bietet einen eigenen Katalog, in dem ihre Bücher, Zeitschriften, E-Books und weitere Medien recherchiert werden können.


swisscovery, der Metakatalog des Netzwerks Swiss Library Service Platform (SLSP), eignet sich für grössere Recherchen, da hier die Bestände von hunderten Bibliotheken aus der ganzen Schweiz verzeichnet sind und so die Kataloge der meisten schweizerischen Hochschulbibliotheken auf einmal durchsucht werden können.

Umfassende Recherchen sollten aber auch die Kataloge folgender Bibliotheken umfassen, da diese nicht zum SLSP gehören:

  • Helveticat verzeichnet alle Bücher und elektronischen Dokumente sowie die laufenden Zeitungen und Zeitschriften der Schweizerischen Nationalbibliothek.
  • Über Renevaud lassen sich die Bestände des Netzwerks der Waadtländer Bibliotheken recherchieren.

2. 2. 3. Zeitschriftenportale

2. 2. 3. Zeitschriftenportale admin Di., 23.02.2021 - 16:43

Die Suche nach Zeitschriften und einzelnen Artikeln ist ein wichtiger Teil der wissenschaftlichen Recherche. Aktuelle Nummern thematischer Zeitschriften geben einen schnellen und sehr aktuellen Einblick in den Forschungsstand. Ausserdem lassen sich in Zeitschriften wissenschaftliche Debatten zu einem Thema nachverfolgen. Die einzelnen Artikel in Zeitschriften befassen sich zudem meist eingehend mit sehr spezifischen thematischen Aspekten.

Viele Zeitschriften sind kommerziell und deshalb kostenpflichtig. Die Universitäten kaufen aber für ihre Studierenden und Mitarbeitenden Lizenzen, sodass diese über das Uni-Netz (siehe Zugang zu Uninetzwerken) auch Zugang zu vielen kommerziellen Zeitschriften haben. Da nicht alle Universitäten die gleichen Lizenzen kaufen, sind nicht an allen Universitäten die gleichen Zeitschriften verfügbar.

Zeitschriften gibt es in verschiedenen Formen, entsprechend unterschiedlich gestaltet sich die Recherche nach ihnen:

Bibliothekskataloge:
  • Im swisscovery-Katalog sind alle analog und digital verfügbaren Zeitschriften aufgeführt, die in den beteiligten Bibliotheken zu finden sind. Mithilfe der Filter können die Resultate unter «Ressourcentyp» nach «Zeitschrift» oder «Artikel» eingeschränkt werden.
  • Zeitschriften, die sich in der Schweizerischen Nationalbibliothek befinden, werden im Helveticat-Katalog verzeichnet. Mithilfe der Filter können die Resultate unter «Ressourcentyp» nach «Zeitschrift» oder «Artikel» eingeschränkt werden. Soll die Such auf elektronisch publizierte Periodika und retrodigitalisierte Zeitschriften beschränkt bleiben, empfiehlt sich eine Suche über e-Helvetica Access.
In den Bibliothekskatalogen werden zwar die Zeitschriften erfasst, häufig aber nicht die einzelnen Artikel in diesen! Aufgeführt werden die Artikel hingegen in Bibliografien (siehe Bibliografien).
Portale mit retrodigitalisierten Zeitschriften:

Retrodigitalisierte Zeitschriften sind Zeitschriften, die ursprünglich in gedruckter Form erschienen sind und zu einem späteren Zeitpunkt digitalisiert wurden.

  • E-periodica ist eine Plattform mit retrodigitalisierten wissenschaftlichen Schweizer Zeitschriften von 1836 bis heute.
  • Scriptorium ist eine Plattform mit retrodigitalisierten Waadtländer Zeitschriften und Zeitungen.
  • DigiZeitschriften ist ein elektronisches Archiv deutscher Zeitschriften. Nur ein Teil der Zeitschriften ist im Volltext frei zugänglich.
  • JSTOR bietet Zugriff auf die elektronischen Volltexte ausgewählter Fachzeitschriften aus allen Fachbereichen mit Schwerpunkten in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Aktuelle Jahrgänge sind bei JSTOR meist nicht zugänglich.
Datenbanken mit digitalen Zeitschriften:
  • Die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB) ist ein Portal für elektronische Zeitschriften, das vor allem von den Deutschschweizer Universitäten genutzt wird. Studierende der beteiligten Universitäten haben innerhalb des Uni-Netzes bzw. per VPN auch Zugang zu kostenpflichtigen Zeitschriften.
  • OpenEdition Journals ist eine Zeitschriftenplattform für die Geistes- und Sozialwissenschaften. Sie bietet Zugang zu 450 Online Publikationen.
  • Das Directory of Open Access Journals (DOAJ) ist ein Verzeichnis von elektronischen Zeitschriften, die nach den Grundsätzen des Open Access im Internet frei zugänglich sind.
  • Persée ist ein französisches Portal, das Fachzeitschriften aus den Geistes- und Sozialwissenschaften online bereitstellt.
  • OpenEdition Journals ist eine Zeitschriftenplattform für die Geistes- und Sozialwissenschaften. Die meisten Artikel sind im Volltext zugänglich.
Entsprechend der ISBN-Nummer (International Standard Book Number) bei Büchern, gibt es bei Zeitschriften die ISSN-Nummer (International Standard Serial Number), also eine Nummer, die Zeitschriften eindeutig identifiziert. In Bibliothekskatalogen kann danach gesucht werden.

2. 2. 4. Repositorien

2. 2. 4. Repositorien admin Di., 17.07.2012 - 10:21

Repositorien sind Dokumentenserver, die von Universitäten oder anderen Forschungseinrichtungen betrieben werden und auf denen wissenschaftlich Dokumente verfügbar sind.

Institutionelle Repositorien werden meist von Universitätsbibliotheken betrieben und bieten Universitätsangehörigen die Möglichkeit zur Publikation und Archivierung ihrer Arbeiten.

An Schweizer Hochschulen werden folgende Repositorien betrieben:

Vollständige Liste der Schweizer Repositorien

Zenodo ist ein institutioneller Server, der seit 2013 vom CERN betrieben wird. Da dieses Repositorium interdisziplinär und für alle offen ist, ist die Publikation von Dokumenten und Daten auf Zenodo besonders einfach. Neuen Beiträgen wird automatisch eine Digital Object Identifier (DOI) zugewiesen, sodass sie eindeutig identifiziert werden können, zitierbar und langfristig zugänglich sind.

Disziplinäre Repositorien sind Dokumentenserver, die Arbeiten nach Fachdisziplinen zur Verfügung stellen:

  • OstDok ist eine Open-Access- und Publikationsplattform für die interdisziplinäre Forschung zu Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können eigene Arbeiten über OstDok elektronisch publizieren.
  • Propylaeum-Dok bietet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weltweit die Möglichkeit, ihre Veröffentlichungen aus allen Fachbereichen der Altertumswissenschaften kostenlos und in elektronischer Form nach den Open-Access-Grundsätzen verfügbar zu machen.
  • Das HAL-SHS, ein Repositorium des Centre national de la recherche scientifique (CNRS), stellt wissenschaftliche Artikel aus verschiedenen Lehr- und Forschungseinrichtungen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften zur Verfügung.

2. 2. 5. Wissenschaftliche Suchmaschinen

2. 2. 5. Wissenschaftliche Suchmaschinen admin Do., 24.06.2021 - 08:18

Allgemeine Suchmaschinen wie Google eignen sich nicht besonders gut für die wissenschaftliche Recherche, da sie eine grosse Menge an Resultaten mit nicht-wissenschaftlichem Inhalt liefern. Wissenschaftliche Suchmaschinen durchsuchen hingegen nur Dokumentenserver, auf denen wissenschaftliche Texte verfügbar sind.

Folgende Suchmaschinen liefern Resultate (auch) für die Geschichtswissenschaften:

  • Bielefeld Academic Search Engine (BASE) ist eine , die mehrere tausend akademische Server weltweit durchsucht.
  • Core bietet Zugang zu wissenschaftlichen Artikeln aus britischen Repositorien und Open-Access-Zeitschriften.
  • GoTriple ist eine Suchmaschine für die Geistes- und Sozialwissenschaften, die im Rahmen des europäischen Projekts Operas entwickelt wurde. Das Tool befindet sich noch im Aufbau, ist aber bereits nutzbar.
  • Google scholar, die wissenschaftliche Suchmaschine von Google, dient der Recherche wissenschaftlicher Dokumente: von Büchern und Zeitschriftenartikeln über technische Berichte bis hin zu studentischen Arbeiten, Konferenzbeiträgen und Abstracts. Aufgeführt werden sowohl freie als auch kostenpflichtige Angebote.
  • ISIDORE ist eine französische Suchmaschine, die Zugang zu digitalen Daten aus den Geistes- und Sozialwissenschaften bietet.

2. 2. 6. Bibliografien

2. 2. 6. Bibliografien admin Di., 09.03.2021 - 15:34

Eine Bibliografie ist ein Verzeichnis von Publikationen zu einem bestimmten geografischen, thematischen oder zeitlichen Bereich. Meist werden sowohl selbständige Literatur (Bücher und Zeitschriften) wie auch unselbständige Literatur (einzelne Kapitel aus Büchern oder Artikel aus Zeitschriften) aufgeführt. Bibliografien sind daher sehr hilfreich für eine umfassende Literaturrecherche.

  • Die wichtigsten Schweizer Bibliografien werden unter bibliografien.ch aufgelistet.
  • Die Bibliographie der Schweizergeschichte (BSG) umfasst in- und ausländische Publikationen zur Geschichte der Schweiz. Sie erfasst Monografien, Artikel aus Sammelbänden und Zeitschriften, Dissertationen sowie Lizentiats- und Masterarbeiten.

Zu den wichtigsten ausländischen Fachbibliografien gehören:

Bibliografische Datenbanken bieten meist keinen direkten Zugang zu den Zeitschriftenartikeln, die sie aufführen. Mithilfe der bibliografischen Angaben lässt sich der Artikel aber im Bibliothekskatalog finden (siehe Bibliotheken).

2. 2. 7. Rezensionsplattformen

2. 2. 7. Rezensionsplattformen admin Di., 09.03.2021 - 15:36

Rezensionen sind kritische Besprechungen eines Buches oder eines Artikels. Meistens werden sie von Fachleuten verfasst. Sie bieten einen Überblick über den Inhalt der besprochenen Publikation und beurteilen ihre Relevanz.

Rezensionen erscheinen in Zeitschriften oder auf spezifischen Online-Portalen.
  • Die Rezensions-Datenbank auf infoclio.ch führt Buchbesprechungen verschiedener digitaler Plattformen und historischer Zeitschriften zusammen. Der Schwerpunkt liegt auf Büchern aus und über die Schweiz.

Weitere Rezensionen zu geschichtswissenschaftlichen Büchern finden sich u.a. auf den folgenden Online-Portalen:

  • H-Soz-Kult, eine deutsche Informations- und Kommunikationsplattform für Historikerinnen und Historiker, publiziert täglich neue Rezensionen von geschichtswissenschaftlich relevanten Veröffentlichungen. Die Besprechungen sind auf der Webseite verfügbar und werden über eine kommuniziert. Neben den Rezensionen veröffentlicht H-Soz-Kult auch Forschungsberichte, Diskussionsforen, Tagungsberichte, Konferenzankündigungen und Stelleninserate.
  • Die Rezensionsplattform recensio.net bietet Zugang zu Buchbesprechungen aus rund 50 europäischen historischen Zeitschriften. Der Dienst wird an der Bayrischen Staatsbibliothek in München verwaltet und bietet v.a. deutschsprachige Inhalte.
  • H-Net Reviews ist ein Rezensionsdienst der Geistes- und Sozialwissenschaften mit einem Schwerpunkt auf Geschichte. Der US-amerikanische Dienst fokussiert v.a. auf anglophone Publikationen. H-Net Reviews kann als abonniert werden.
  • Reviews in History publiziert englischsprachige Buchbesprechungen aus allen Bereichen der Geschichtswissenschaften. Reviews in History kann als wöchentlicher Newsletter abonniert werden.
  • Lectures ist eine französischsprachige Revue, die Rezensionen und Lesenotizen zu aktuellen Publikationen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften publiziert.
  • Das Journal Sehpunkte veröffentlicht monatlich Rezensionen zu allen Perioden und allen geschichtswissenschaftlichen Zweigen in deutscher Sprache.